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Tag der Offenen Tür 2024 mit Forum zum Thema Ableismus


Tag der offenen Tür in der EUTB mit einem Forum zum Thema Ableismus

Am Freitag den 20.09.24 standen die Türen der EUTB Marburg-Biedenkopf für alle Interessierten offen und rund 80 Personen fanden ihren Weg zur Beratungsstelle für Menschen mit Behinderungen.  Bernd Gökeler , der erste Vorsitzende des Netzwerkes für Teilhabe und Beratung (NTB e.V.), dem Trägerverein der EUTB, begrüßte alle Anwesenden und gab den ersten Impuls vorhandene Normalitätsvorstellungen zu hinterfragen. Denn das Thema der Forumsveranstaltung, die parallel in den Räumlichkeiten der psychologischen Fakultät stattfand, war Ableismus und trug den Titel: Jeder Mensch ist mehr als (s)eine Behinderung.

Als Referentin war Frau Prof. Dr. Sigrid Arnade eingeladen. Die Behindertenrechtsaktivistin, die an den Verhandlungen zur UN-Behindertenrechtskonvention mitwirkte, schaffte mit Ihrem Vortrag über die historischen Entwicklungen der rechtlichen Grundlagen ein Fundament für die darauf folgende Diskussion. Die Peerberaterinnen Linda Sprenger und Latoya Reitzner gingen mit Frau Arnade, Herrn Gökeler und weiteren Teilnehmenden des Forums in den lebendigen, und teilweise von persönlichen Erfahrungen geprägten, Diskurs um  ableistische Gesellschafsstrukturen.

Wo fängt Ableismus an? – Ableismus fängt da an, wo Menschen mit Behinderung als „anders“ wahrgenommen und behandelt werden. Dies zeigt sich bspw. an diagnostischen Fragen zur Behinderung. Während dies eine Facette von Ableismus im Alltag darstellt, wird er auf struktureller Ebene an der mangelnden Barrierefreiheit im Gesundheitssystem sichtbar. Frau Arnade stellt fest, dass Arztpraxen sich als barrierefrei ausschreiben, sobald keine Stufe in der Praxis Etage ist und ein fehlender Aufzug zur Etage im jeweiligen Gebäude dabei keine Berücksichtigung findet. Eine gravierende Feststellung für Orte – sogar wo es um Leben und Tod geht, kritisiert Herr Gökeler.  Die strukturellen und individuellen Dimensionen von Ableismus sind ineinander verwoben: „Was bringt mir als blinder Mensch ein Leitsystem, wenn ich von Ärtzt*Innen trotzdem dafür gelobt werde, dass ich eine Unterschrift setzen kann?“ brachte Frau Reitzner ein und plädiert für ein Zusammendenken der Aspekte. Frau Sprenger untermauerte, dass die UN-Behindertenrechtskonvention sowohl den Abbau von baulichen als auch einstellungsbedingten Barrieren festlegt und es an der dafür nötigen Bewusstseinsbildung mangele.

Mit dem Forum hat die EUTB Marburg-Biedenkopf einen wichtigen Beitrag zur Bewusstseinsbildung leisten können. In den Räumlichkeiten der EUTB wurden anschauliche Videos zum Thema Ableismus gezeigt und Plakate mit ableistischen Beispielen in einfacher Sprache ausgehängt.  Die verschiedensten Akteure des Hilfesystems, Ratsuchende und Studierende nutzten den restlichen Nachmittag, um sich bei Kaffee und Kuchen zu vernetzen und die Impulse der Diskussion zu vertiefen.

Marburg, 10.10.2024    Latoya Reitzner